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15.08.2019
Stipendiatentage in Bayreuth mit unseren Stipendiaten 2019
15.-18.08.2019
                                                                    
Bericht der Stipendiaten/Stipendiatinnen 2019

des Richard-Wagner-Verbandes Düsseldorf

über ihren Bayreuth-Besuch

 

Wir Stipendiat*innen sahen dieses Jahr Parsifal, Tristan und Isolde und Tannhäuser.

Mit Abstand am meisten Anklang fand nicht nur bei den Düsseldorfer Stipendiat*innen Tobias Kratzers Neuinszenierung des Tannhäusers. Schon nach dem ersten Aufzug strömte der Großteil des Publikums beseelt in die Pause, eine kollektive Begeisterung war zu spüren. Die Karaoke-Show, welche die Dragqueen Gateau Chocolat anschließend in der ersten Pause am Ententeich darbot, griff genau diese beschwingte Euphorie auf und war für viele Besucher eine sehr willkommene Abwechslung im fest geregelten Ablauf der Festspiele.

Auch der zweite Akt der Inszenierung überzeugte das Publikum mit dem filigran integrierten Einsatz einer Videoleinwand, an die teils vorab aufgezeichnetes Material, teils eine Liveübertragung der Geschehnisse hinter den Kulissen projiziert wurde. Im dritten Akt finden wir uns auf einem düsteren Schrottplatz wieder. Hier findet Kratzers Inszenierung, die so beschwingt und heiter begann, ihr verzweifeltes Ende.

Tobias Kratzer hat gezeigt, wie viel in Wagners Musikdrama steckt und was Wagner alles sein kann. Die vereinzelten Buh-Rufe (die teils bestimmt auch Valery Gergiev galten) werden von einem ohrenbetäubenden Applaus überdeckt.

Uns ist aufgefallen, dass das Festspielhaus gar nicht so pompös ist, wie man es für eines der begehrtesten Opernsäle erwarten könnte. Die Akustik hat uns stark begeistert. Dass der Holzboden einer der Hauptgründe für diese beeindruckende Akustik ist, wurde uns bei der Hausführung erzählt. Dort haben wir auch gelernt, dass es immer Wagners Wunsch war, den Hauptfokus auf die Kunst zu legen und deshalb zum Beispiel den Eingangsbereich sehr klein und schlicht zu halten. Daraus folgernd könnte man sich die Frage stellen, ob es in Wagners Sinne gewesen wäre, das Festspielhaus mit aufsehenerregenden Essenständen und einem Luxusrestaurant zu umgeben. 

 

Die Lage des Festspielhauses, auf dem Hügel von Natur umgeben, bleibt ein sehr besonderes Merkmal. Bezüglich der Atmosphäre auf dem Hügel ist uns aufgefallen, dass wir Stipendiat*innen im Durchschnitt die jüngsten Zuschauer waren. 

 

Während unseres Aufenthaltes in Bayreuth wurde uns in keinem Moment langweilig. Schon ab dem ersten Tag kam man beim Begrüßungsempfang mit Stipendiat*innen aus aller Welt in Begegnung. Unvermeidlich kam es zum Kultur- und Erfahrungsaustausch – unter Profi- und Hobbymusikern oder aktuellen und früheren Stipendiat*innen. 

Das intensive Stipendiat*innen-Programm bot u.a. eine Besichtigung des Festspiel­hauses, die für uns sehr interessant und informativ war, des weiteren der Besuch der spannenden Einführungsvorträge im Festspielhaus, die uns die uns viel neues über die Wagners Oper und die Inszenierungen brachten. 

 

Wir wurden in einer modernen Jugendherberge untergebracht, in der es abends nach den Vorstellungen bei dem einen oder anderen Bier zu lustigen Gesprächen kam.  

 

Am letzten Tag wurde unser Aufenthalt in Bayreuth mit einer Stadtführung vollständig. Wir erfuhren viel über die Stadtgeschichte, besuchten das eindrucksvolle Opernhaus, ebenso wie das Richard-Wagner- und Franz-Liszt-Museum. Abschließend folgten die Kranz­niederlegung am Grabe Richard Wagners und das traditionelle Stipendiat*innen-Konzert, nach dem noch lange zu nächtlicher Stunde improvisiert und musiziert wurde. 

  

Dieses Konzert und der letzte gemeinsame Abend war der krönende Abschluss unseres Aufenthalts in Bayreuth. Nach dem formalen Teil des Abschlusskonzerts, welches sowohl aktuelle als auch einen ehemaligen Stipendiaten als Ehrengast auf die Bühne brachte, wurde die Bühne noch bis spät in den Abend für alle geöffnet und so entstanden ganz besondere Momente und eine Mischung von Genres, wie es sich wohl kein*e normale*r Konzertveranstalter*in ausdenken würde (leider). Spätestens, als die Grenze zwischen Bühne und Publikum verschwamm und alle aus voller Begeisterung mitträllerten, war jeder dankbar über diese ganz besondere Gemeinschaft, die dort zusammengekommen war. Draußen gab es Essen und Trinken, welches nie leer zu werden schien, und so hörten auch die Gespräche bis spät nicht auf. Viele Gesichter, die man zuvor in der Woche immer mal wieder erblickt hatte, aber leider kein passender Moment aufkam, sich auszutauschen, hatten die Chance, zuletzt doch noch zueinander zu finden. 

Schöner hätte der Abschluss nicht sein können. 

 

Sophia Aretz                         Sara Pavlovic                       Anna Rabe               Jakob Wagner

 

                                                                                                                                  
                                                      Hügelstürmerin – unser Mitglied Tanja Györy-Kiss

                                                                        
                                                                     v.l. Andreas Hörl, Anna Rabe, N.N.

                                                                
                                                    v.r. M. Lehmhaus, Anna Rabe, Sara Pavlovic, Jakob
                                                    Wagner, Sophia Aretz, Gisbert Lehmhaus


                                                   
                                             Spaß nach dem Stipendiatenkonzert - mittendrin Anna Rabe